Was glauben wir eigentlich?
Wenn ich diese Zeilen schreibe, befinden wir uns noch im Marienmonat Mai. Er begann in unserer Pfarrei gleich am 1. mit dem Auftakt der Maiandachten in St. Hedwig und endete mit der Wallfahrt zur Madonna in Horburg. Aus diesem Anlass gingen mir verschiedene Gedanken durch den Kopf. Wer ist Maria für uns, der wir immerhin zweimal im Jahr einen ganzen Monat widmen? Eine Art weibliche Nebengöttin zum Herr-Gott? Oder doch die „Magd des Herrn“, die für die Kärrner-Arbeit im Heilsgeschehen zuständig ist? Oder ist sie eine Gestalt des Hellenismus, weil jeder antike Heros eine irdische Mutter haben musste?
Genug der Provokation. Ich will Maria überhaupt nicht in Frage stellen, aber eine Frage stelle ich doch: Was glauben wir eigentlich? Glauben wir wirklich, dass unsere Hedwig und Filippo, die (nach allem, was wir wissen) auf Erden ein vorbildliches Leben führten, jetzt vor Gottes Thron stehen und auf unsere Bitte hin sagen „Schau mal, der kleine Bernhard hier, das ist doch eigentlich auch ein ganz Guter“? Welche Vorstellungen haben wir vom „Himmlischen Jerusalem“?
Was sollen wir glauben? Das war selbst vor 50 Jahren, auch nach dem Zweiten Vatikanum, noch etwas ganz anderes als heute. Sonntagsgottesdienst war Pflicht, Ehe mit evangelischen Partnern schwierig, ministrierende Mädchen sehr selten usw.. Und bei Verstößen ganz viel Hölle, Hölle, Hölle. Wovon waren unsere Eltern und Großeltern überzeugt?
Und heute? Hat wohl jeder seinen eigenen Glauben. Und handelt danach, angstfrei. Wir kommen alle in den Himmel… Das sind aber gewissermaßen nur die „Äußerlichkeiten“.
Andererseits: Nur 28% der deutschen Katholiken glauben an die Auferstehung Jesu, wenn man einer Umfrage von 2019 trauen kann. Echt jetzt?
Was glauben wir eigentlich? Wir sollten uns darüber ehrlich austauschen. Das ist schwer, sehr persönlich. Im Petrusbrief steht: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ Jedem, der danach fragt. Aber mit gegenseitigem Respekt. Glaube lässt sich nicht vorschreiben. Genauso sollte man keinem den Glauben an etwas nehmen, an das man selbst nicht glaubt. Und umgekehrt.
Im nächsten Monat kommt mit Pfingsten der heilige Geist, der uns dabei begleiten wird. Glauben wir das?
B. Pfitzner
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