Es geht um Macht

J.R.R. Tolkien war ein tiefgläubiger Katholik aus England. Weltbekannt wurde Tolkien bereits durch sein Buch „Der kleine Hobbit“ in den 30er Jahren. Später, in den 50er Jahren, wurde J.R.R. Tolkien dann durch seinen eposhaften Fantasieroman „Der Herr der Ringe“ noch bekannter. Diese Bücher haben Generationen geprägt.

Das Thema, das Tolkien gerade in dieser Hobbit-Saga beschäftigte, war Macht. So besitzt einer in der friedlichen Welt der kleinen Hobbits den Ring der Macht. Dieser Ring knechtet, verdunkelt alles Menschliche, tötet das Menschliche. Folglich muss dieser Ring vernichtet werden. Und eine lange Odyssey beginnt.

Das alles wird sehr spannend erzählt. Wer einmal diese Bücher angefangen hatte, kam nicht mehr davon weg.

Warum? Schwer zu erklären. Vielleicht weil so viel aus unserer eigenen Erlebniswelt darin vorkam. Ja, wer kennt schon nicht selbst die Versuchung zur Macht. Da muss ich nicht erst nach großen Gesellschaften und Vereinigungen Ausschau halten, wo Machtstrukturen und Machtmissbrauch selbstverständlich scheinen. Nein, auch im Kleinen, in unseren Familien, gibt es Macht und gibt es Machtmissbrauch.

Das ist aber alles nicht neu, und nicht erst durch Tolkien bearbeitet worden. In der Bibel, besonders im Neuen Testament, spricht sich Jesus aus Nazareth höchst selbst gegen Machtstrukturen oder Machtgebaren aus. In der berühmten „Bergpredigt“ gibt Jesus klare Anweisungen gegen die Macht. So steht in Matthäus 5:41: „Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm!“. Ganz klar: Lass dich nicht zwingen, tu‘ freiwillig mehr, erfülle seinen Wunsch doppelt. Und das Verrückte – das besiegt wahrscheinlich die Macht. In „Der Herr der Ringe“ geschieht das ähnlich. Die kleinen Hobbits laufen viele, viele Meilen. Sie laufen weit in das Land Mordor hinein, um den Ring der Macht zu zerstören. Und auch wir sollten keine Anstrengung unterlassen, Macht zu überwinden.

Pfarrer Thomas Bohne, Pfarrei St. Philipp Neri in Leipzig-West