Der 23.09.20 war ein guter Abend…..

Über 100 Gemeindemitglieder und Interessierte nahmen sich Mittwoch Abend Zeit für den Gesprächsabend mit den Oratorianern. Ein Beleg dafür, wie sehr das Weggehen der Oratorianer und dessen Hintergründe sowie das Interview der Oratorianer im letzten Gemeindebrief die Gemeinde beschäftigt.
Über das Internet konnte man im Vorfeld die Stellungnahme des Generalvikars und den Brief von Frau Dr. Merkel, ehemalige Missbrauchsopferbeauftragte des Bistums, lesen.
Beim Betreten der Kirche lag die Stellungnahme des Generalvikars zur Mitnahme aus.
Es war eine deutliche Anspannung im Kirchenraum spürbar.
Der Moderator, Herr Hübscher, eröffnete den Abend und begrüßte Gemeinde und Oratorianer Pfr. Jäger, Pfr. Thieme und Pfr. Bohne.
Zu Beginn sprach Pfr. Jäger ein kurzes Gebet.
Herr Hübscher informierte über den Ablauf des Abends, der mit dem Verlesen des Briefes von Frau Dr. Merkel begann. In diesem wurde die Chronik der Ereignisse in Bezug auf Herrn XY und die ehemalige Mitarbeiterin Frau Z. aus der Sicht von Frau Merkel geschildert.
Ihre abschließende Schlussfolgerung war, dass gerade auch durch das Interview im letzten Gemeindebrief, die Oratorianer versuchen, ihr Handeln hierbei positiver darzustellen, als es war.
An der Stille in der Kirche konnte man spüren, dass dieser Brief die klaren Worte alle beeindruckten.
Nach dem Verlesen übergab Herr Hübscher das Wort hierzu an die Oratorianer.
Pfr. Thieme und Pfr. Jäger baten um Entschuldigung dafür, dass sie in der Vergangenheit in diesem Problembereichen nicht entschieden genug und nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit gehandelt haben und baten um Verzeihung. Pfr. Bohne betonte, dass er zu spät und nicht mit den nötigen Konsequenzen gehandelt und Fehler gemacht hat und dass er die Ängste der Eltern zu wenig wahrgenommen hat. Das bereut er, schmerzt ihn und tut ihm sehr leid.
Diese klaren und ungewöhnlichen Bekenntnisse und Worte der Oratorianer mussten alle Anwesenden erst einmal begreifen, einordnen. Dennoch erfolgte nach Aufforderung durch Herrn Hübscher hierzu eine rege Wortmeldung der Anwesenden.
Dies beinhaltete u.a. das Unverständnis, dass über Herrn XY gesprochen wird, obwohl er nicht da ist. Oder: Warum dieses Interview in diesem Gemeindebrief, es wäre doch schön, wenn mehr Demut spürbar gewesen wäre… U.a. führte hierzu Pfr. Bohne aus, …dass im Interview Sätze stehen die er noch vor 2 Tagen für richtig hielt und jetzt bereut…“Jetzt schäme ich mich dafür…“
Pfr. Bohne wurde befragt , wie die Gemeinde in Lindenau jetzt da steht…
Es folgten Fragen wie: Wie wird in Zukunft der Umgang mit Schutzbefohlenen sein…
Wir geht es mit Frau Z. weiter… Müsste sie nicht wieder beschäftigt werden?! Pfr. Bohne verwies darauf, dass Stillschweigen zwischen den Beteiligten vereinbart worden sei.
Hier spürte man erstmals Unzufriedenheit bei einigen Anwesenden. Es scheint, dass hier noch alte Wunden vorhanden sind. Zumal noch die Frage kam, wer die Ablöse für Frau Z. bezahlt.
Pfr. Bohne stellte fest, dass diese Finanzierung unter Beteiligung des Bistums erfolgt.
Was wohl nicht von allen Anwesenden so eingeschätzt wurde.
Auf die Frage , ob die Oratorianer von sich aus die Seelsorge beendet haben, oder dazu gedrängt wurden, stellte Pfr. Bohne klar, dass dies eine eigene Entscheidung des Oratoriums war.

Im zweiten Teil des Abends erfolgten die Information über die zukünftigen Wahlen der Ortskirchenräte und des Kirchenvorstandes. Zum ersten Mal wird der Kirchenvorstand (Kirchenrat) gewählt und nicht vom Pfarrer berufen. Die Oratorianer baten ausdrücklich um Mitarbeit in der Gemeinde und Übernahme von Verantwortung.

Im dritten Teil gaben die Oratorianer noch einen Ausblick in ihre Zukunft und informierten über ihren neuen gemeinsamen Wohnsitz in der Salomonstrasse.
Pfr. Thieme wird in der Seniorenseelsorge tätig sein, Pfr. Bohne in der Gefängnis – und Flughafenseelsorge sowie die Filmarbeit im Bistum weiterführen.
Nur Pfr. Jäger ist leider noch auf der Suche.

Der Moderator beendete mit zusammenfassenden Worten den Abend (Danke an ihn !) und übergab Pfr. Jäger zu einem Abschlussgebet das Wort.

Es war wohl keiner in der Kirche, der den Oratorianern nach diesem Abend nicht alles Gute für ihren zukünftigen Weg wünschte. So wie sie auch der Gemeinde ausdrücklich alles Gute mit dem neuen Seelsorgeteam wünschten.
Nach diesen Klarstellungen war nichts von Protest über den Weggang der Oratorianer in der Kirche spürbar.
Bedrückende Wahrheiten und das Gefühl von Veränderung und neuer Verantwortung hatten den Raum in der Kirche und wohl auch in vielen Herzen erobert.
Manche schmerzhafte Begegnung aus der Vergangenheit wird wohl nicht mehr geheilt werden.
Aber der Abend war ein gelungener Versuch, besser und achtsamer mit diesen Erfahrungen umzugehen.

Danke an die Oratorianer, den Moderator und jeden, der da war.
Einige Äußerungen des Abends werden manche noch lange begleiten.

A.P.